Lu­thers Wirt­schafts­ethik

Autor*in

Prien, Hans-Jür­­gen

19,80 

ISBN: 978–3‑87214–536‑9
Auf­la­ge: 1
Er­schei­nungs­da­tum: 11.10.2012
Sei­ten: ca 266
For­mat (in cm): 21,0 x 14,8 cm
Ge­wicht (in g): 358
Pro­dukt­form: Buch
Pro­dukt­spra­che: Deutsch
Ka­te­go­rie:

Be­schrei­bung

Fra­gen der Wirt­schafts­ethik ha­ben Kon­junk­tur. An­ge­sichts der Ent­wick­lun­gen rund um die 2008 zum Aus­bruch ge­kom­me­ne Wir­t­­schafts- und Fi­nanz­markt­kri­se sind vie­le lan­ge ge­pfleg­te Denk­mus­ter im Wirt­schafts­le­ben frag­wür­dig ge­wor­den. Ge­ra­de auch aus den Rei­hen der Ak­teu­re im Wir­t­­schafts- und Fi­nanz­be­reich wird nach Ori­en­tie­rung ge­sucht. Wer die mög­li­chen Quel­len der Ori­en­tie­rung in den Blick nimmt, kommt an den aus der Wur­zel des Ju­den­tums kom­men­den Tra­di­tio­nen des Chris­ten­tums nicht vor­bei. Der Reich­tum die­ser Tra­di­tio­nen, der von den bi­bli­schen Quel­len über mar­kan­te Po­si­tio­nen der Kir­chen- und Theo­lo­gie­ge­schich­te bis in die Ge­gen­wart reicht, ist bei wei­tem noch nicht aus­ge­schöpft, wenn es um die Ori­en­tie­rung für heu­te geht. Be­son­ders er­staun­lich ist das da­mit ver­bun­de­ne Wahr­neh­mungs­de­fi­zit im Hin­blick auf die Wirt­schafts­ethik Mar­tin Lu­thers. Gan­ze Bi­blio­the­ken sind ge­schrie­ben wor­den über Lu­thers Ge­dan­ken zu Ge­setz und Evan­ge­li­um, zur Recht­fer­ti­gungs­leh­re und zur Zwei-Re­­gi­­men­­ten-Leh­­re. Und das ist auch gut so. Dass Mar­tin Lu­ther auch ein pro­fi­lier­ter Wirt­schafts­ethi­ker war, ist vie­len gar nicht be­kannt. Und sei­ne mar­kan­ten und mit­un­ter sehr lei­den­schaft­li­chen Schrif­ten zu die­sem The­ma sind we­nig be­ach­tet ge­blie­ben und auch in der Lu­ther­for­schung lan­ge viel zu we­nig wahr­ge­nom­men wor­den. Als ich im Jahr 1984 als Stu­dent in Berkeley/USA eine Se­mi­nar­ar­beit zu „Mar­tin Luther‘s Ethics of Eco­no­mics“ schrieb, stell­te sich her­aus, dass eine der wich­tigs­ten Schrif­ten Lu­thers dazu die „Ver­mah­nung an die Pfarr­herrn, wi­der den Wu­cher zu pre­di­gen“ von 1540, in kei­ne der gro­ßen Lu­­ther-Aus­­­ga­­ben auf­ge­nom­men wor­den war und auch sonst auf Eng­lisch nicht er­hält­lich war. Die Ver­mu­tung lag nahe, dass im Vor­zei­ge­land des Ka­pi­ta­lis­mus die mar­kan­ten, anti-ka­pi­­ta­­lis­­ti­­schen The­sen Lu­thers ent­we­der nicht sa­lon­fä­hig er­schie­nen oder aber zu­min­dest nicht als be­deu­tend ge­nug ge­se­hen wur­den, um all­ge­mein zu­gäng­lich ge­macht zu wer­den. Als Stu­dent hat­te ich auf ein Buch wie das von Hans-Jür­­gen Prien ge­war­tet. Als es 1992 er­schien, ge­hör­te es zu den ganz we­ni­gen Bü­chern über Lu­thers Wirt­schafts­ethik und war das ein­zi­ge, das wirk­lich den Ver­such un­ter­nahm, zwar ei­ner­seits die zeit­li­che Di­stanz zwi­schen den Aus­sa­gen Lu­thers in der Zeit des Früh­ka­pi­ta­lis­mus zu heu­te wahr­zu­neh­men, aber an­de­rer­seits trotz­dem den Ori­en­tie­rungs­wert sei­ner Aus­sa­gen für den Um­gang mit den in­ne­ren Wi­der­sprü­chen und Ver­wer­fun­gen des Wirt­schafts­le­bens heu­te zu er­kun­den. Man wird sa­gen müs­sen, dass Priens Buch nichts von sei­ner Ak­tua­li­tät ver­lo­ren hat. Im Ge­gen­teil: Die Ori­en­tie­rungs­pro­ble­me ha­ben zu­ge­nom­men. Wie Lu­thers Ge­dan­ken uns hel­fen kön­nen, sie zu be­wäl­ti­gen, ist eine Fra­ge, die uns heu­te neu be­schäf­tigt. Be­mer­kens­wer­ter­wei­se ha­ben Lu­thers Aus­sa­gen zur Wirt­schafts­ethik in­zwi­schen auch den Weg in EKD-Den­k­­schrif­­ten ge­fun­den. In der Denk­schrift „Un­ter­neh­me­ri­sches Han­deln in Evan­ge­li­scher Per­spek­ti­ve“ aus dem Jahr 2008 heißt es in Zif­fer 90: „Schon 1524 hat Mar­tin Lu­ther an un­ver­hält­nis­mä­ßi­gem Ein­kom­men An­stoß ge­nom­men. Mit Blick auf die in kür­zes­ter Zeit zu Reich­tum ge­kom­me­nen Un­ter­neh­mer des Früh­ka­pi­ta­lis­mus stellt er fest: ‚Wie sollt das im­mer mö­gen gött­lich und recht zu­ge­hen, dass ein Mann in so kur­zer Zeit so reich wer­de, dass er Kö­ni­ge und Kai­ser auf­kau­fen möch­te?‘“. Lu­thers wirt­schafts­po­li­ti­sche Vor­schlä­ge kön­nen uns heu­te nicht mehr als Vor­la­ge die­nen. Sie stam­men aus dem Denk­ho­ri­zont des Feu­da­lis­mus und kri­ti­sie­ren von die­sem Denk­ho­ri­zont her den auf­kom­men­den Ka­pi­ta­lis­mus. Die da­hin­ter lie­gen­den mo­ra­li­schen In­tui­tio­nen und bi­bli­schen Ori­en­tie­run­gen gel­ten heu­te aber ge­nau­so wie da­mals. Ihr im­pli­zi­ter und zu­wei­len auch ex­pli­zi­ter Be­zugs­punkt ist die bi­bli­sche Op­ti­on für die Ar­men. Wenn Lu­ther in „Kaufs­hand­lung und Wu­cher“ (1524) die Preis­bil­dung durch das Ge­setz von An­ge­bot und Nach­fra­ge kri­ti­siert und für den ge­rech­ten Preis plä­diert, dann steht da­hin­ter die Sor­ge, dass die wirt­schaft­lich Star­ken die Not­si­tua­ti­on der Schwa­chen aus­nut­zen und sich da­durch Vor­tei­le ver­schaf­fen. Wenn Lu­ther die Han­dels­prak­ti­ken der „Han­dels­ge­sell­schaf­ten“, der mul­ti­na­tio­na­len Kon­zer­ne von da­mals, aufs Korn nimmt und Mo­no­pol­bil­dung und Spe­ku­la­ti­on an­greift, dann lei­tet ihn da­bei die Par­tei­nah­me für die Ar­men, die für ihn so­wohl ein bi­bli­sches Ge­bot als auch ein Ge­bot der Ver­nunft ist. Hans-Jür­­gen Prien führt uns in sei­nem Buch auf sol­che Spu­ren. Das Buch ist eine Fund­gru­be für eine lu­the­ri­sche Ethik, die zu­gleich tra­di­ti­ons­be­wusst und zeit­zu­ge­wandt mit Diet­rich Bon­hoef­fer die Fra­ge stellt: “Wer ist Chris­tus für uns heu­te?“ Ich wün­sche der Neu­auf­la­ge die­ses Bu­ches vie­le Le­se­rin­nen und Le­ser! Hein­rich Bedford-Strohm, Mün­chen 11.9.2012

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